Junges Mädchen liest zur Geschichte der Kieferorthopädie. Schon lange Zeit bevor sich die Kieferorthopädie in einen eigenständigen Fachbereich der allgemeinen Zahnmedizin abspaltete, beschäftigten sich Zahnärzte mit schiefen Zähnen und Kiefererkrankungen.

Es gibt einige Meilensteine in der Geschichte, die die Entwicklung der Kieferorthopädie maßgeblich mitgeprägt haben.

Die ersten Behandlungsversuche der Zahnregulierung erfolgten noch mit kieferorthopädischen Apparaten aus Stäben und Gaumenplatten. Dadurch sollten eine unattraktive Entwicklung sowie eine Fehlstellung der Zähne verhindert werden. Diese Apparate waren jedoch nicht im Stande eine Kieferkorrektur herbeizuführen. Erst das Einsetzen von versiegelten, untereinander mit einem dünnen Bogen verbundenen Bändern an die Zähne, setzte den entscheidenden Schritt für die moderne Kieferorthopädie.

Schon von den Griechen sind Behandlungen von Kieferfehlstellungen überliefert

  • Erste Erwähnungen von Kieferfehlstellungen und Unregelmäßigkeiten des Gebisses wurden um das Jahr 400 v. Chr. bei Hippocrates gefunden.
  • In der Zeitspanne von 25 v. Chr. bis 50 n. Chr. empfahl Celsus in Rom schief durchbrechende Zähne durch Fingerdruck wieder geradezurichten.
  • Aus der Zeit von 129 bis 199 n. Chr. beschrieb Galen, ein griechischer Physiker, Philosoph und Chirurg, das Abfeilen von Zähnen im Fall eines Raummangels.
  • Fabricius gab im Jahr 1619 den Ratschlag, Zähne zu extrahieren, um einem Engstand effektiv entgegenwirken zu können.
  • In den Jahren von 1678 bis 1761 kam es zu entscheidenden Entwicklungen in der Kieferorthopädie. Der Zahnmediziner und Chirurg Pierre Fauchard skizzierte in seinem berühmten Buch „Le Chirurgien Dentiste“ durchbrechende Erkenntnisse für die Korrektur von Zahnfehlstellungen. In seinem Werk schrieb er über Zahnligaturen aus Fäden und Bändern, die befestigt an Platten in der Lage sind, Zähne in ihre korrekte Position zu bewegen. Der Mediziner gab auch Empfehlungen zur Mundhygiene und empfahl schonende Reinigungsmethoden für Zähne und Zahnfleisch.
  • Phillip Pfaff, ebenfalls Chirurg, Zahnmediziner und zudem Hofarzt von Friedrich dem Großen, charakterisierte in der Zeitspanne von 1722 bis 1766 zum ersten Mal eine Abdruck-Methode für das Gebiss mit Siegelwachs. Zudem warnte er vor dem häufigen Gebrauch harter Zahnbürsten und sprach die Empfehlung aus, diese höchstens alle zwei Wochen anzuwenden.
  • Von 1728 bis 1793 gelangen John Hunter, Chirurg und Vizepräsident des Londoner College für Veterinärärzte (Tiermedizin), weitere Errungenschaften im kieferorthopädischen Bereich. So verwendete er im Jahr 1750 für die Korrektur schiefer Zähne einen Metallbogen mit Ligaturen.
  • Mit Edward Hartley Angle begann ab dem Jahr 1855 die Neuzeit für die Kieferorthopädie. Er legte das Fundament für die heute noch verwendete feste Zahnspange. Sogenannte „Brackets“ (aus dem Engl. „Halterung“) wurden dabei auf die Zähne aufgeklebt. Dies war eine extrem große Innovation und eröffnete zahlreichen Menschen den Zugang zur Kieferorthopädie.
  • Die älteste Methode herausnehmbarer Zahnspangen war die sogenannte „Crozat Apparatur“, benannt nach George B. Crozat, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in New Orleans praktizierte.
  • In den 20er Jahren untersuchte Viggo Andresen gemeinsam mit Karl Häupl in Oslo unter anderem den Einfluss der Muskulatur des Mundes auf die Entstehung bzw. Heilung von Zahnfehlstellungen. Aus ihren revolutionierenden Erkenntnissen entwickelten sie die Funktions-Kieferorthopädie.

Die ersten Aligner sind mehr als ein halbes Jahrhundert alt

1945 kam es zu einer weiteren bahnbrechenden Errungenschaft in der Geschichte der Kieferorthopädie. Es wurde ein Verfahren entwickelt, fehlstehende Zähne mit Hilfe einer transparenten Zahnschiene aus Kunststoff zu korrigieren. Dieses beruhte auf dem Behandlungsansatz des Kieferorthopäden Harold D. Kesling, der versuchte das Therapieziel gerader Zähne schrittweise mit Hilfe elastischer Geräte zu erreichen. Dieses kieferorthopädische Verfahren wird seitdem als sogenannte „Aligner-Therapie“ bezeichnet.

Der Kieferorthopäde bedient sich hierfür heute eines speziellen, graphischen Computerverfahrens, das vom Ist-Zustand des Gebisses und der Zahnreihen ausgeht und die Entwicklung in diversen Kiefermodellen festhält. Gemeinsam mit dem Patienten wird vor der Behandlung das Ziel bestimmt und dreidimensional dargestellt. Ebenso findet eine Unterteilung der kieferorthopädischen Maßnahmen in einzelne Behandlungsphasen statt. Für jede Behandlungsphase gibt es eine individuelle Zahnschiene, die rund 14 Tage getragen werden muss. Mit dieser Behandlungsmethode gelingt es die Zähne Schritt für Schritt in ihre korrekte Position zu schieben.

Die Kieferorthopädie steht nicht still – Eine bemerkenswerte Entwicklung von damals bis heute

Die Geschichte der Kieferorthopädie hat sich rasant weiterentwickelt und ist von herausragenden Persönlichkeiten, Chirurgen und Zahnmedizinern geprägt worden. Stetig finden weitere zahnmedizinische Fortschritte, Optimierungen und Neuerungen statt.

Besonders die Behandlungsmethoden mit nahezu unsichtbaren Zahnschienen ermöglichen ein völlig neues Gefühl der Diskretion. Durch die Möglichkeit die Zahnschienen flexibel zu jeder Zeit herauszunehmen, senkt die Methode effektiv das Kariesrisiko und reduziert die Nachteile des Aufklebens der Halterungen auf den Zahn. Die Bemühungen der Kieferorthopädie, den Menschen ein strahlendes und gesundes Lächeln zu ermöglichen, sind von den Anfängen her erkennbar und von diesem Ziel ist die Kieferorthopädie bis zum heutigen Tag nicht abgewichen.

Dr. Voslamber - Praxis für Kieferorthopädie hat 4,82 von 5 Sternen | 153 Bewertungen auf ProvenExpert.com