Parodontitis – die latente Gefahr im Mund

Sie kommt oft unbemerkt und tückisch daher, und wenn sie nach langer Wirkungszeit endlich entdeckt wird, dann sind die Folgen meist schon gravierend und eine erfolgreiche Behandlung kaum mehr möglich – Diagnose: Volkskrankheit Parodontitis.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Bundesweit leiden neun von zehn Menschen an dieser gefährlichen Zahnerkrankung. Sie ist neben Karies die häufigste Zahnkrankheit, doch während Karies in den meisten Fällen mit starken Schmerzen einhergeht, verläuft Parodontitis typischerweise schmerzfrei und sukzessiv. Dabei ist Parodontitis keineswegs eine Erkrankung, die sich ausschließlich auf den Mundraum bezieht. Die bekannteste Folge ist der gefürchtete Verlust des Zahnes durch irreversible Schäden des Zahnfleisches und des Knochens, doch der Wirkungskreis dieser ernst zu nehmenden Zahnkrankheit ist weit größer und kann sich schlimmstenfalls auf den gesamten Körper erstrecken.

Was ist Parodontitis?

Bei der Parodontitis handelt es sich um eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates (Parodontium), ausgelöst durch eine bakterielle Infektion. Diese krankheitsauslösenden Bakterien tummeln sich mit Vorliebe in Zahnbelag (Plaque) und Zahnstein (Konkrement), welcher hauptsächlich am Zahnfleischrand zu finden ist. Dabei setzt sich der Belag direkt in den Spalt zwischen Zahn und Zahnfleisch und schiebt sich durch weitere Ablagerungen nach und nach wie ein Keil dazwischen.
In dieser ersten Phase der Erkrankung kommt es häufig zu rotem, geschwollenem und schmerzhaftem Zahnfleisch sowie Zahnfleischbluten. Meist wird diese entstandene Zahnfleischentzündung (Gingivitis) durch den Patienten jedoch nur symptomatisch behandelt, ohne die Ursache durch eine Facharzt abklären zu lassen. Die Folge ist, dass Plaque und Konkrement unbemerkt und schmerzfrei immer tiefer in das Zahnfach (Alveole) eindringen. Bleibt dieser Zustand unbehandelt, kann sich die bakterielle Infektion ungehindert ausbreiten und es kommt zum irreversiblen Gewebeabbau, bei dem sich der Zahn allmählich vom Zahnfleisch löst. Es entstehen sogenannte Zahnfleischtaschen. Diese bieten Bakterien einen idealen Nährboden, um sich ungestört zu vermehren und auszubreiten. Hat sich die Infektion auf den gesamten Zahnhalteapparat bis hin zum Kieferknochen ausgeweitet, droht durch Knochenabbau und Zahnfleischrückgang erst die Lockerung des Zahnes und in der Folge dann der irreparable Verlust.

Häufig erkranken Menschen an einer Parodontitis, die bereits einer entsprechenden Risikogruppe angehören. Zu diesen Risikogruppen gehören unter anderem:

Raucher
chronisch kranke Patienten (z. B. Diabetiker)
Schwangere
Frauen in den Wechseljahren
Patienten mit einem schwachen Immunsystem

Therapie

Parodontitis ist nicht heilbar. Ist es erst einmal zum Gewebeabbau gekommen, gibt es aus derzeitiger medizinischer Sicht keine Möglichkeit der natürlichen Regeneration. Das Gewebe ist irreversibel geschädigt! Zwar können durch Zahnfleischtransplantate freiliegende Wurzeloberflächen wieder abgedeckt werden, doch ein vollständiges Wiederherstellen des Zahnhalteapparates ist nicht mehr möglich. Trotz allem kann der Krankheitsverlauf durch eine rechtzeitige Diagnose und eine sofortige Behandlung nahezu angehalten werden. Dabei wird mit dem Patienten ein ganz individueller Therapieplan erstellt, unter Berücksichtigung verschiedener gesundheitsrelevanter Faktoren. Doch egal wie dieser am Ende aussieht, die Mithilfe des Patienten ist für den Behandlungserfolg zwingend erforderlich, denn ohne die häusliche, eigenverantwortliche Mundhygiene ist eine positive Parodontitis-Therapie kaum realisierbar.

Prävention

Vorsorge ist besser als Heilung. Dieser Grundsatz gilt in der Zahnheilkunde ebenso wie in allen anderen medizinischen Bereichen.
Neben der eigenverantwortlichen konsequenten häuslichen Zahnpflege sind weitere prophylaktische Maßnahmen unvermeidlich. Zwar wird mit einer guten Mundhygiene schon ein guter Grundstein gelegt, doch selbst die beste Zahnpflegetechnik schafft es nicht, alle Bereiche des Zahnes vollständig und optimal zu reinigen. Vor allem die Zahnzwischenräume (Interdentalräume) bieten Bakterien einen idealen Nährboden, da sich Speisereste und andere Verschmutzungen, wie etwa Plaque, an diesen Stellen vermehrt absetzen können.
Prophylaxe heißt das Zauberwort. Sie dient der Vorbeugung und Früherkennung von Krankheiten und sichert den langfristigen Schutz der eigenen Zahngesundheit. Eine essenzielle Maßnahme stellt hier die professionelle Zahnreinigung (PZR) dar. Durch speziell geschultes Fachpersonal werden dabei entzündungsauslösende Ablagerungen sowie Verfärbungen schonend entfernt und der Zahnschmelz durch abschließende Politur und Oberflächenversiegelung gestärkt.

Parodontitis und die gesundheitlichen Auswirkungen auf den Körper

Was als einfache Zahnfleischerkrankung beginnt, kann bei einer konsequenten Nicht-Behandlung zu einem ernsthaften gesundheitlichen Problem werden, denn die bakteriellen Erreger beschränken sich keineswegs nur auf den Mundraum. Durch die offenen Bereiche des Alveolarfortsatzes können sich Krankheitserreger im gesamten Körper ausbreiten und begünstigen nachweislich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenentzündungen und Diabetes mellitus. Letzteres steht dabei in Korrelation, da die unbehandelte Parodontitis einerseits zu einem erhöhten Diabetesrisiko führt und Diabetes mellitus wiederum als Risikofaktor einer Parodontitiserkrankung gilt. Ebenso besteht eine wechselseitige Beziehung zwischen verschiedenen Gefäßerkrankungen, etwa Gefäßverhärtungen oder Gefäßablagerungen und einer Parodontitis.
Selbst auf eine Schwangerschaft kann sich die chronische Zahnerkrankung negativ auswirken, denn durch Entzündungsmediatoren, die sowohl bei einer Parodontitis auftreten als natürlicherweise auch am Geburtsprozess beteiligt sind, kann es zu einer Frühgeburt kommen.

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